Nachhaltigkeit wird besonders in der Textilindustrie noch nicht in dem Maße umgesetzt, wie es wünschenswert wäre. Die Kennzahlen der Textilbranche – und dazu zählt auch die Branche der persönlichen Schutz (PSA)- und Arbeitsbekleidung – sind erschreckend: Sie verursacht 10 Prozent der Treibhausgase weltweit und ist die drittgrößte Quelle für Wasserverschmutzung. Dem gegenüber steht lediglich, dass gerade einmal rund 1 Prozent der Textilien recycelt werden. Die Branche muss handeln – und tut es auch.
Die Aussteller der A+A gehen vielfältige Wege, um PSA nachhaltiger zu gestalten.
In diesem Zusammenhang betont Thomas Lange, Hauptgeschäftsführer von GermanFashion: "Die PSA Branche setzt sich bereits seit sehr langer Zeit für Nachhaltigkeit ein. Dies entstand unter anderem aus den Verpflichtungen, die mit der öffentlichen Beschaffung einhergingen. Im Rahmen der vielfältigen EU-Gesetze und Verordnungen geht es in der Branche ständig darum, das Thema Nachhaltigkeit weiter zu verbessern."
Auch die Kennzahlen zeigen, dass es vielerlei Ansatzpunkte für mehr Nachhaltigkeit von Bekleidung gibt. Nicht nur umweltfreundliche oder recycelte Materialien können beim Umweltschutz helfen. Auch Parameter, die im Vorfeld oder während der Produktion zum Tragen kommen, können den Umwelteinfluss positiv beeinflussen. Dazu zählen beispielsweise faire Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette oder die Reduktion von Emissionen und Abfällen.
Wie das funktioniert, zeigen die Unternehmen Portwest und Ansell . Um möglichst nachhaltig und fair im Sinne der Baumwolllieferanten zu agieren, hat sich Portwest mit der Initiative "Cotton Made in Africa" zusammengeschlossen. Ansell fokussiert sich darauf, die eigene Produktion möglichst umweltfreundlich zu gestalten, indem das Unternehmen unter anderem an Netto-Null-Emissionen in den eigenen Werken arbeitet.
Nachhaltiger Baumwoll-Anbau für Mensch und Natur
Baumwolle ist als Naturstoff immer noch sehr beliebt und hat sich bei der Herstellung von PSA-Bekleidung etabliert. Sie ist hautfreundlich, widerstandsfähig, langlebig, atmungsaktiv sowie koch- und schleuderfest – der ideale Rohstoff für Berufsbekleidung. Gerade beim Anbau gibt es jedoch einige Probleme, die hinsichtlich der Nachhaltigkeit von Baumwolle an Verbesserung bedürfen. Das betrifft sowohl die Umwelt als auch die Landwirtinnen und Landwirte, denn die beim Anbau eingesetzten Insektizide und Pestizide schaden sowohl der Natur als auch den Menschen. Baumwolle verbraucht rund 16 Prozent der weltweit eingesetzten Insektizide, obwohl sie nur 2,4 Prozent der Anbaufläche nutzt.1
PSA aus Baumwolle ist immer noch sehr beliebt, doch bereits beim Anbau sollte auf Nachhaltigkeit für Mensch und Natur geachtet werden
Portwest bemüht sich darum, bereits beim Anbau und bei der Ernte auf faire Bedingungen für die Landwirte und einen Anbau im Sinne der Umwelt zu achten. Dazu arbeitet das Unternehmen mit der Initiative Cotton made in Africa (CmiA) zusammen. Die Initiative setzt sich auf viele Arten für die landwirtschaftlichen Betriebe ein. Vor Ort veranstaltet sie regelmäßig Schulungen, um die Landwirtinnen und Landwirte sowohl landwirtschaftlich als auch betriebswirtschaftlich weiterzubilden. Sie lernen dabei, wie Baumwolle effizienter und gleichzeitig umweltfreundlicher angebaut werden kann. Um auch im eigenen Sinne nachhaltig zu sein, lernen sie außerdem, ihren Betrieb gewinnorientiert zu bewirtschaften. Da die Teilnehmenden teils nicht lesen können, arbeitet die Initiative häufig mit Bildergeschichten, um niemanden von den Kursen auszuschließen.
Arbeitssicherheit beim Anbau der Rohstoffe
Neben den technischen Aspekten steht aber auch das Thema der Arbeitssicherheit im Fokus. Gerade im Umgang mit Pestiziden können gesundheitliche Langzeitschäden entstehen, jährlich sterben rund 200.000 Menschen an Vergiftungen mit Pestiziden.1 Der sichere Umgang sowie die fachgerechte Lagerung und Entsorgung ist daher besonders wichtig, ebenso das Tragen von entsprechender Schutzkleidung.
Die Baumwolle von Cotton made in Africa hat laut eigenen Aussagen durch die umweltfreundlicheren Anbaumethoden bis zu 13 Prozent weniger Treibhausgasemissionen. Ein Kilogramm der CmiA-Baumwolle verbraucht gerade einmal 2 Liter Wasser – laut eigenen Aussagen rund 1.500 Liter weniger als der globale Durchschnitt.2 Seit Juni 2022 werden alle Produkte, die Portwest in den eigenen Fabriken herstellt, aus 100 Prozent CmiA-zertifizierter Baumwolle hergestellt. 3
Emissionen durch nachhaltige Energien reduzieren
Nicht nur die Rohstoffe, auch die anschließende Produktion haben einen Umwelteinfluss. Ansell bemüht sich diesen beständig zu verringern und hat sich dafür große Ziele gesteckt. Das Unternehmen arbeitet unter anderem daran, seine Werke bis 2040 zu Netto-Null-Emissionen zu bringen. Bislang konnten sie rund 16 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Scope 1 (direkte Emissionen, bspw. durch Öfen oder Fuhrparks) und Scope 2 (indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie, bspw. Fernwärme) einsparen. Darüber hinaus bemüht Ansell sich, die Emissionen zu reduzieren, indem es erneuerbare Energien nutzt – aktuell nutzen drei Werke bereits 100 Prozent Grünstrom, zwei weitere nutzen mehr als 90 Prozent. 4
Modernisierung der Produktionsstätte
Ein weiterer relevanter Faktor, um die Emissionen zu senken, sind die Produktionsanlagen. Ansell konnte die Treibhaugas-Emissionen eines seiner Produkte um 30 Prozent senken, indem dieses nun auf einer neueren, energieeffizienteren Anlage produziert wird.4 Dennoch sollten Bestandsmaschinen nicht pauschal aufgrund ihres Alters entsorgt werden. Einerseits sind neue Anlagen immer mit hohen Kosten verbunden, und andererseits ist es teils schlicht nicht notwendig, da die alten Maschinen modernisiert bzw. angepasst werden können (sog. Retrofit).
Die Modernisierung kann die Ressourceneffizienz verbessern und die Lebensdauer der Bestandsmaschinen verbessern. Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat ein Retrofit Vorteile, denn sie kennen die Maschinen bereits und müssen nicht neu eingelernt werden. Dennoch muss auch hier die Arbeitssicherheit im Auge behalten werden: Wenn sich die bestimmungsgemäße Verwendung wesentlich verändert, braucht es ein neues Konformitätsverfahren und ein neues CE-Kennzeichen, das alte Maschinen häufig noch nicht haben.
Viele Unternehmen nutzen Recyclingmaterial wie beispielsweise recycelte Kunststoffe zur Herstellung ihrer Produkte.
Nachhaltige Produkte
Eine der größten Herausforderungen der PSA-Branche auf dem Weg zu umweltschonenden Materialien und Produktionsmöglichkeiten ist und bleibt die Gestaltung des Produktes selbst. "Die großen Herausforderungen unserer Zeit sind insbesondere bei Multifunktions- Schutzbekleidung der Recyclingprozess am Ende des Lebenszyklus. Auch wenn dieser von der Politik gewünscht und gefordert wird, ist die Technik heute noch nicht so weit, diese Bekleidung in ihren Einzelteilen zu verwerten.", ergänzt Thomas Lange.
Der naheliegendste Schritt zu einer umweltschonenderen Produktion ist die Anpassung der Produkte selbst. Während Portwest 100 Prozent zertifizierte Baumwolle nutzt, setzt Ansell beispielsweise auf recycelbares und kompostierbares Verpackungsmaterial oder kompostierbare Produkte. Aktuell stellt das Unternehmen 96 Prozent des Verpackungsmaterials aus Recyclingmaterial her. 4
Über die vorgestellten Beispiele hinaus gibt es noch mehr Wege, um sich im positiven Sinne für die Umwelt einzusetzen. So verfolgen beide Unternehmen neben den hier vorgestellten Initiativen weitere Ziele für mehr Nachhaltigkeit. Auch das Unternehmen Fristads setzt sich mit seinen Services Re-pair, Re-use und Re-cycle (Reparatur, Wiederverwendung und Recycling von PSA-Kleidungsstücken) dafür ein, Produkten zu einem längeren Leben zu verhelfen.