06/11/2019
Unsere Arbeitswelt wird immer digitaler; das bedeutet aber auch: Die Zahl derer, die im Sitzen
arbeiten, steigt und damit die Gefahr von Gesundheitsschäden durch mangelnde Bewegung. Das Institut
für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) und die Deutsche Sporthochschule
Köln haben in einer gemeinsamen Praxisstudie mit der Deutschen Telekom AG nachgewiesen, dass speziell
bewegungsfördernde Arbeitsstationen im Büro nicht nur gut angenommen werden, sondern auch körperlich
und psychisch förderlich sein können.
Nach Zahlen der Deutschen Krankenversicherung aus dem Jahr 2016 sitzen Deutsche mit Bürojobs durchschnittlich
elf Stunden pro Tag. In Deutschland arbeiten inzwischen deutlich mehr als 40 Prozent der Beschäftigten an
solchen bewegungsarmen Arbeitsplätzen. Hinzu kommen lange Anfahrtswege zur Arbeitsstelle. Und auch die
Freizeitgestaltung ist immer öfter von Bewegungsmangel vor dem Fernseher oder dem Computer geprägt.
Die gesundheitlichen Folgen: chronische Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, ein erhöhtes Risiko für
Typ-II-Diabetes, Übergewicht, Muskel-Skelett-Beschwerden durch körperliche Unterforderung und einseitige
Haltungen, aber auch psychische Effekte wie depressive Verstimmungen oder Antriebsarmut.
"Marktübliche Konzepte zur Bewegungsförderung verknüpfen die Schreibtisch- und Computerarbeit mit leichten
Radfahrbewegungen. Unsere Studienergebnisse zeigen, dass diese bewegungsfördernden Arbeitsstationen
tatsächlich positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben", sagt Professor Dr. Rolf Ellegast, stell-
vertretender IFA-Leiter."Wenn Beschäftigte die Arbeitsstationen nutzen verbessern sich Stimmung und
Arbeitsbereitschaft merklich", so Prof. Jens Kleinert, Leiter des Psychologischen Instituts der Deutschen
Sporthochschule. Die Kölner konnten außerdem zeigen, dass die Effekte der Geräte von der Trainingshäufigkeit
abhängen. "Dreimal pro Woche muss schon sein, damit das Wohlbefinden langfristig profitiert", so Kleinert.
Es scheint so zu sein, dass in diesen Fällen die regelmäßige Bewegung am Schreibtisch das Aufschaukeln von
Stress- und Beanspruchungszuständen verhindern kann.
Auch körperliche Veränderungen waren in der untersuchten Gruppe von 30 Beschäftigten der Deutschen Telekom
AG über einen Zeitraum von sechs Wochen an realen Arbeitsplätzen nachweisbar So waren Energieumsatz und
Herzfrequenz der Testpersonen an dynamischen Arbeitsplätzen statistisch signifikant höher als bei normaler
Arbeit im Sitzen.
Ellegast vom IFA: "Die Weltgesundheitsorganisation fordert zur Gesunderhaltung von Erwachsenen mindestens
150 Minuten moderate bis intensive Aktivität pro Woche. Diese Forderung erfüllen die Probanden, wenn sie die
untersuchten Arbeitsstationen täglich gut eine Stunde nutzen. Aus unserer Sicht haben damit solche Arbeits-
platzkonzepte das Potenzial, Übergewicht vorzubeugen."
In der Studie, die auf Voruntersuchungen des IFA im Labor aufbaute, konnten die Forscher der Deutschen Sport-
hochschule zudem zeigen, dass Beschäftigte in der Praxis dynamische Arbeitsstationen gut annehmen und positiv
bewerten.
Ellegast: "Bei unserem Studienpartner, der Deutschen Telekom AG, haben die Ergebnisse die Entscheidung begründet,
zukünftig größere Stückzahlen solcher Arbeitsstationen einzusetzen. Wir hoffen, dass weitere Unternehmen
diesem Beispiel folgen."
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
AplusA-online.de - Quelle: Zum Report