26.07.2016
Dienstliche E-Mails nach Feierabend, der Chef ruft am Wochenende an: Von rund
einem Viertel der Berufstätigen wird erwartet, dass sie auch außerhalb ihrer
eigentlichen Arbeitszeiten erreichbar sind. Doch diese erweiterte
Erreichbarkeit kann sich negativ auf die Leistungsfähigkeit und auf die
Gesundheit auswirken - selbst wenn sie von den Beschäftigten freiwillig gewählt
ist, positiv empfunden oder als notwendig angesehen wird. Das zeigt eine
wissenschaftliche Studie der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga). Demnach
leiden Berufstätige, die auch in ihrer Freizeit für den Job auf Abruf
bereitstehen, häufiger unter schlechterem Schlaf. Der Anteil der Beschäftigten,
die wegen der permanenten Erreichbarkeit nicht zur Ruhe kommen, sich schlecht
erholen oder gedanklich von der Arbeit lösen können, ist signifikant größer als
bei Berufstätigen mit klar abgegrenzter Freizeit.
Ein Grund für die Negativfolgen ständiger Erreichbarkeit ist, dass
Erholungsphasen durch Phasen der Arbeit unterbrochen oder verkürzt werden.
Zudem fällt es den Betroffenen schwerer, sich in der Freizeit ausreichend von
ihrem Job zu distanzieren und abzuschalten. Doch die Vermischung von Arbeit und
Privatleben belastet auch die Partnerinnen und Partner: 68 Prozent gaben an,
durch die Erreichbarkeit ihres Lebensgefährten beeinträchtigt zu sein.
Betroffen davon sind unter anderem familiäre Verpflichtungen, die gemeinsame
Urlaubsgestaltung, aber auch die eigenen Schlaf- und Erholungszeiten. Bei den
Ergebnissen spielt es keine Rolle, ob die Befragten die Erreichbarkeit ihres
Partners außerhalb der regulären Arbeitszeiten begrüßen oder ablehnen. Was die
Trennung von Arbeit und Freizeit betrifft, äußerten viele Befragte das
Bedürfnis nach klareren Grenzen: Ein Großteil der befragten Erreichbaren (60
Prozent) wünscht sich gesetzliche oder betriebliche Regelungen für die
Erreichbarkeit. Bei ihren Partnern liegt die Quote bei 83 Prozent. Fast 70
Prozent der Lebensgefährten gaben an, Erreichbarkeit nach der Arbeit sollte
komplett entfallen.
Für die Studie wurden 125 Berufstätige unter Verwendung sowohl objektiver als
auch subjektiver Messmethoden untersucht sowie deren Lebensgefährten befragt.
Die Untersuchung schließt an die 2013 veröffentlichte iga.Studie "Auswirkungen
von ständiger Erreichbarkeit und Präventionsmöglichkeiten an. Das zweiteilige
Forschungsprojekt ist eines der ersten, das die Auswirkungen ständiger
Erreichbarkeit wissenschaftlich untersucht hat.
Die Ergebnisse der zweiten Studie sind im iga.Report 23 Teil 2 erschienen. Der
Report enthält zudem Vorschläge zur Gestaltung der Erreichbarkeit und
präventiver Maßnahmen sowie eine Checkliste, anhand derer Unternehmen
überprüfen können, wie gut sie im Umgang mit ständiger Erreichbarkeit
aufgestellt sind.
AplusA-online.de - Quelle: Initiative Gesundheit und Arbeit - iga