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08.06.2016

Berlin: Frauen haben 39 Prozent mehr Fehltage als Männer

Frauen in Berlin fehlen häufiger im Job als ihre männlichen Kollegen. Ihr
Krankenstand lag im vergangenen Jahr 39 Prozent höher. In keinem anderen
Bundesland ist der Unterschied bei den Ausfalltagen so groß wie in der
Hauptstadt. Bundesweit beträgt er 14 Prozent. Das geht aus dem aktuellen
DAK-Gesundheitsreport hervor. Die DAK-Studie zeigt auch, dass Männer und Frauen
anders krank sind: So haben Berliner Männer beispielsweise 24 Prozent mehr
Fehltage bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Frauen 90 Prozent mehr bei seelischen
Leiden. Insgesamt blieb der Krankenstand in Berlin mit 4,4 Prozent konstant. In
allen anderen Bundesländern ist der Krankenstand in 2015 angestiegen.


Für die Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen
Mitglieder der DAK-Gesundheit in Berlin aus. Es wurden zudem bundesweit mehr
als 5.000 Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Dabei ging es
insbesondere um Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Beim Krankenstand in
der Hauptstadt zeigt sich: Von 1.000 erwerbstätigen Frauen fehlten 2015 im
Durchschnitt pro Tag 52 bei der Arbeit, bei Männern waren es nur 38. "Damit ist
der viel zitierte kleine Unterschied größer als gedacht", sagt Cornelia
Raymund, Chefin des DAK-Versorgungsmanagements in Berlin. "Die Studie
verdeutlicht, dass Männer und Frauen von ganz unterschiedlichen
Krankheitsprofilen betroffen sind." Ein Vergleich aller Bundesländer zeigt
zudem: In Ländern mit einem besonders hohen Anteil berufstätiger Frauen wie in
Berlin ist der Unterschied bei den Fehltagen zu den Männern besonders groß.

Fehltage bei Herzinfarkt und Brustkrebs

Berufstätige Frauen in Berlin fehlen öfter als ihre männlichen Kollegen wegen
psychischer Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen (+ 90 Prozent). Sie
haben auch deutlich mehr Fehltage wegen Krebsleiden (+ 90 Prozent), was durch
das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. "Betroffene
Frauen stehen oft noch voll im Erwerbsleben", erklärt Cornelia Raymund. Die
häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst
im höheren Alter auf - meist ab etwa 60 Jahren. "Diese Krebsfälle bei den
Männern werden deshalb von unserer Statistik, die sich ausschließlich auf
Erwerbstätige bezieht, meist nicht mehr erfasst", so Raymund weiter. Männer in
Berlin leiden hingegen häufiger als Frauen unter Herz-Kreislauf-Problemen (+ 24
Prozent mehr Fehltage) und sie haben 14 Prozent mehr Fehltage wegen
Verletzungen.

Schwangerschaft hat Einfluss

Schwangerschaftskomplikationen spielten insgesamt eine eher kleine Rolle im
Krankheitsgeschehen in Berlin. Bei genauerer Betrachtung wird aber deutlich:
Sie erklären über alle Altersgruppen hinweg immerhin vier Prozent des
Unterschiedes beim Krankenstand von Frauen und Männern. Bei den 30- bis
34-jährigen Frauen sind 18 Prozent des Unterschiedes auf Schwangerschaftskomplikationen zurückzuführen.

Männer sind seltener beim Arzt

Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen könnte sich auch durch den anderen
Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit erklären lassen. Berufstätige
Männer in Berlin besuchen im Durchschnitt nur vier Mal pro Jahr einen Arzt.
Berufstätige Frauen hingegen sind etwa sieben Mal in ärztlicher Behandlung.
"Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte
Behandlungen nicht einrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt", so
Raymund.

Frauen neigen häufiger zu Präsentismus

Frauen engagieren sich beruflich sehr und gaben bei der Befragung im Rahmen des
DAK-Reports an, häufig auch krank zur Arbeit zu gehen. Experten sprechen von
Präsentismus: 68 Prozent der Frauen in Berlin gaben bei der DAK-Befragung an,
2015 mindestens einmal krank bei der Arbeit gewesen zu sein. Von den Männern
sagten das 60 Prozent. Als Hauptgründe nannten Frauen, dass sie ihre Kollegen
nicht hängen lassen wollten (86 Prozent) oder ihre Arbeit fertigstellen müssten
(51 Prozent).

Betriebliches Gesundheitsmanagement im Fokus

"Für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben können die
Ergebnisse unserer Studie eine wichtige Grundlage sein", sagt die Chefin des
DAK-Versorgungsmanagements Cornelia Raymund. "Wo Männer und Frauen
unterschiedliche Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch
geschlechtsspezifische Angebote bekommen."


AplusA-online.de - Quelle: DAK Gesundheit