01/10/2015
Auf dem Windrad bringt eine Böe einen Monteur ins Straucheln. Er verstaucht
sich den Fuß. Über die Steigleiter kann er nicht mehr nach unten. Ein
Rettungstrupp seilt ihn ab. Ein Lader ist über eine Böschung 60 Meter in die
Tiefe gestürzt. Für den Notarzt gibt es nur einen Weg, um zu dem eingeklemmten
Fahrer zu gelangen: er muss sich abseilen lassen. Bei der Inspektion des
undichten Hallendaches gerät der zuständige Mitarbeiter auf einen
Lichtausschnitt. Der Kunststoff bricht unter ihm weg. Die persönliche
Schutzausrüstung gegen Absturz rettet ihm das Leben.
Wer für solche Szenarien nicht gewappnet ist, macht die Risiken nur noch
größer. Deswegen ist ständiges Training unverzichtbar, und deswegen haben wir
diesen Trainings-Turm gebaut", verdeutlicht Ulrich Meesmann, Mitglied der
Geschäftsführung der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG
RCI). Mit dem neuen Angebot will die BG RCI auch auf künftige Herausforderungen
reagieren können: "Der Turm ist in Deutschland einmalig. Man kann darin
ganzjährig und witterungsunabhängig trainieren. Das ist ein Riesenvorteil." Und
auch außen ist das Abseilen aus 23 Meter Höhe kein Problem: "Die Südseite des
Turms ist geneigt und steht oben über. So können sich die Höhenretter ohne
Wandkontakt frei abseilen."
Dipl.-Ing. Jens Schulz leitet den Standort Leipzig des Kompetenz-Center
Notfallprävention der BG RCI. Er hat auf diesem Spezialgebiet große Erfahrung:
"Noch vor ein paar Jahrzehnten hat man sich mit einfachen Seilschlingen gegen
Absturz gesichert. Dann kam der berühmte Radeberger Haken', der das Auf- und
Abseilen erleichterte. Jetzt haben wir den Turm."
Für ihn sind die richtige Auswahl und die sichere Anwendung der persönlichen
Schutzausrüstung gegen Absturz die entscheidenden Faktoren, wenn es um die
Sicherheit geht. Hinzu kommen die Personenrettung an Steigleitern,
Windentechnik, Plattformrettung und Schrägabseilungen, vertikale
Personenrettung sowie das Retten aus Behältern und engen Räumen. Schulz:
"Bisher haben wir jährlich rund 1.000 Trainingsteilnehmer, die aus allen Teilen
Deutschlands nach Leipzig kommen. Mit dem Turm wird sich die Zahl deutlich
steigern. Wir können Übungsszenarien für viele Branchen abbilden, ob Chemie,
Energie, Steinbruch oder andere Gewerbezweige. Außerdem gibt es hier
Trainingsangebote von Herstellern spezieller Ausrüstungen. Jeder ist herzlich
willkommen."
Die Anlage bietet auch Gelegenheit, die Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten
der Stadt Leipzig zu intensivieren. Branddirektor Peter Heitmann war deshalb
eigens zur Eröffnung auf das Gelände an der Friederikenstraße gekommen und
beglückwünschte die BG RCI zu der neuen Anlage.
Per Telefon ist das Kompetenz-Center Notfallprävention in Leipzig zu
erreichen.Telefon: 06221 5108-28712
Weitere Informationen zum Ausbildungsangebot
AplusA-online.de - Quelle: Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI)