29.06.2015
VDI stellt Diskussionspapier zu asbesthaltigen Putzen, Spachtelmassen und
Fliesenklebern in Gebäuden vor.
Auch 20 Jahre nach dem bundesweiten Asbestverbot geht von der ehemaligen
"Wunderfaser" noch immer Gefahr aus. Durch weiterentwickelte Analyseverfahren
kann Asbest seit einigen Jahren auch bei Produkten mit geringem Faseranteil
nachgewiesen werden. So zeigt sich, dass asbesthaltige Fliesenkleber, Putze und
Spachtelmassen weit verbreiteter und gefährlicher sind als bisher gedacht. Es
muss davon ausgegangen werden, dass etwa ein Viertel der in den Bauboom-Jahren
vor 1995 errichteten Bestandsgebäude in Westdeutschland asbesthaltige Baustoffe
an Innenwänden aufweisen. Die VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik
(VDI-GBG) hat nun gemeinsam mit dem Gesamtverband Schadstoffsanierung e.V.
(GVSS) ein Diskussionspapier veröffentlicht, in dem die Erkundung, Bewertung
und Sanierung von asbesthaltigen Putzen, Spachtelmassen und Fliesenklebern in
Gebäuden thematisiert wird.
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung registrierte allein in den
vergangenen drei Jahren rund 1.500 Todesfälle im Zusammenhang mit Asbest und
3.700 neue Fälle von Asbestose oder Mesotheliom. Dabei handelt es sich aber nur
um anerkannte Fälle aus dem Arbeitsleben. In Fachkreisen wurde bereits durch
verschiedene Veröffentlichungen über die Verbreitung verdeckt eingebauter
asbesthaltiger mineralischer Putze, Spachtelmassen und Fliesenkleber berichtet.
Was bislang aber fehlt, sind klare Leitlinien zur erforderlichen Untersuchung
und Bewertung des Baubestands sowie Hinweise zu deren fachgerechter Sanierung.
Diese Lücke soll zukünftig durch eine neues Blatt in der Richtlinienreihe VDI
6202 "Schadstoffbelastete bauliche und technische Anlagen" geschlossen werden.
Das nun veröffentlichte Diskussionspapier dient der frühen
Öffentlichkeitsbeteiligung bei diesem Thema.
Eigentlich darf kein Gesundheitsrisiko bestehen, wenn ein Fliesenleger Fliesen
von der Wand stemmt, ein Handwerker Gipskartonwände bei der Sanierung
demontiert oder ein Mieter ein Loch in die Wand bohrt. Doch Untersuchungen in
dem VDI-Diskussionspapier zeigen, dass hier durch das Vorhandensein von Asbest
teils erhebliche gesundheitliche Gefahren ausgehen können. Hinzu kommt: Während
eine Wellasbest-Dacheindeckung mit bloßem Auge gut zu identifizieren ist,
erkennt man asbesthaltige Putze, Spachtelmassen und Fliesenkleber kaum. Daher
können Bewohner, Nutzer und Handwerker in Gebäuden unerkannt gegenüber Asbest
exponiert werden.
Angepasste Untersuchungs- und Analysemethoden ermöglichen es heute, verdeckt
eingebaute asbesthaltige Baustoffe trotz ihrer zum Teil unregelmäßigen
Verteilung sicher in Gebäuden zu identifizieren. Auch die Messungen der
Asbestfaserbelastung in der Raumluft sind weiterentwickelt worden. Sie
ermöglichen es beispielsweise, im Rahmen von Abbrucharbeiten trotz der hohen
sonstigen Staubbelastungen die Faserbelastung zu erkennen. Diese Entwicklungen
sind die Voraussetzung dafür, mit diesen bislang kaum beachteten, jedoch weit
verbreiteten Asbestverwendungen adäquat umzugehen. Hierdurch wird ein wirksamer
Beitrag geliefert, um den Trend der immer noch steigenden Asbesterkrankungen
zukünftig umzukehren.
Das Ziel des in Arbeit befindlichen neuen Richtlinienblatts in der
Richtlinienreihe VDI 6202 ist, alle Beteiligten qualifiziert vor den Gefahren
weit verbreiteter und zugleich bislang kaum beachteter Asbestvorkommen zu
schützen. Das komplette Diskussionspapier "Asbesthaltige Putze, Spachtelmassen
und Fliesenkleber in Gebäuden" steht kostenfrei zum Download zur Verfügung.
Diskussionspapier "Asbesthaltige Putze, Spachtelmassen und Fliesenkleber in Gebäuden" - PDF
AplusA-online.de - Quelle: VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V.- VDI